„Alte Bücherfabrik“ in Engelskirchen
Der Entwurf folgt der Grundidee, die parallel angeordneten Hauptgebäude freizustellen, so entsteht im Innern eine Magistrale als Binnenhof, die der Erschließung mit erhöhter Nutzungs- und Aufenthaltsqualität dienen soll.
Dieser Grundform folgend wird im südöstlichen Bereich des Grundstückes in Verlängerung des östlichen Baukörpers, parallel zur Oststraße, ein 5-geschossiges Parkhaus angefügt. Die Anordnung dieses Parkhauses ermöglicht es, den gesamten Zu- und Abgangsverkehr zu allen Tag- und Abendzeiten über die Oststraße lärm- und barrierefrei zu gewährleisten. Die Besucher der „Bücherfabrik“ erreichen das Gelände über das Parkhaus mittels Aufzug oder Treppenhaus und gelangen durch einen “Arkadengang“ auf die Magistrale.
Von hier aus teilen sich durch dezentral angeordnete Treppenhäuser mit Aufzügen die Erschließungen der einzelnen Funktionsbereiche. Lediglich die Anfahrt von Taxen, Rettungsfahrzeugen und Anlieferungen erfolgt über die Hubertusstraße in den Hof. So können die markanten Kopfbauten an der nördlichen Gebäudeecke erhalten bleiben. Fußläufige Besucher oder mit dem ÖPNV Anreisende werden unmittelbar von der Oststraße oder von der nördlichen Gebäudeecke Hubertusstraße den Gebäudekomplex erschließen können oder über den nun freigeräumten Lichthof mit einer großzügigen Stufen-Sitztreppenanlage auf dem zentralen Platz mit markanten Schornsteinen gelangen. Dort unmittelbar schließen das Restaurant, Foyer der Veranstaltungshalle und das Fitnesscenter an. Diese Anordnung gewährleistet eine Belebung des Platzraumes.
Aufgrund der vorgefundenen Gebäudestruktur und der anspruchsvollen Topographie ist eine einfache lineare Orientierungsstruktur durch den Hof mit den angrenzenden Vertikalerschließungen gegeben. Die Zugänge sind einfach aufzufinden und mit ihren wiederkehrenden Vordächern markiert.
Nutzung und Funktion
Der grundsätzliche Umgang mit der vorgefundenen Bausubstanz erfolgt respektvoll und behutsam. Daher werden intakte Gebäudeteile erhalten, wiederhergestellt und ergänzt. Andere werden aufgrund ihrer Substanz rückgebaut. So wird die südwestlich gelegene ehemalige Industriehalle (ehemaliger Brandschaden) weitestgehend auf die ursprünglichen Maße der Außenmauern zurückgebaut. In dem dann vorgefundenen Torso wird eine, nach heutigen technischen und konstruktiven Anforderungen, neue Halle eingestellt, die allen Anforderungen an Veranstaltungstechnik und Seminarräumen genügt. Dieser Baukörper dient als multifunktionale Veranstaltungshalle mit den dazugehörigen, zuzuschaltenden Seminarräumen und einem Foyer. Der Hallenkörper selbst wird, insbesondere in den Abendstunden, über die Innenbeleuchtung weithin sichtbar, da er außen mit Polycarbonat-Platten verkleidet ist und transluzent erscheint.
Der Zugang zur Veranstaltungshalle erfolgt über ein vom Platz zugängliches Foyer. Die Anlieferung für Backstage und Bewirtschaftung sowie die notwendigen Fluchtwegmöglichkeiten sind über zusätzliche Außenzugänge auf der westlichen Seite möglich. Dadurch wird insbesondere bei diesem Baukörper, der zentralen Multifunktionshalle, jedem Besucher beim Durchschreiten des Arkadenganges der Umgang aus alt und neu und die daraus resultierende Symbiose erlebbar. Aber auch bei anderen baulichen Eingriffen – wie beispielsweise der Nahtstelle der ehemaligen Abbruchkante an der Fassade zur Flüchtlingshilfe – werden Flächen mit eben diesen Polycarbonat-Platten ergänzt. Auch die Zugänge sind mit einem Vordach aus demselben Material erstellt, die Untersichten in einem signifikanten Gelb zeigen den Weg. Gerade durch das spannungsreiche Zusammenspiel aus industrieller Architektur und einem neuen Element, wie dem Parkhaus (Corten-Streckmetallfassade), der Veranstaltungshalle (Polycarbonat-Fassade) und den wiederkehrenden Vordächern, gestaltet sich das bisherige Konglomerat zum übersichtlichen und einheitlichen Ganzen.
Überdies werden die bestehenden und verbleibenden Gebäudeteile sorgfältig durchsaniert: Die Fassaden werden wieder in den Ursprungszustand versetzt, Fensteraufteilungen hergestellt und mit dahinterliegenden Fenstern nach heutigem Schall- und Wärmeanspruch ergänzt, Dächer erneuert und die Grundflächen entsprechend den Funktionsanforderungen mit den notwendigen Sanitärräumen aufgeteilt.
Außenanlagenkonzept
Der Charme des Oberbergischen Landes – Landschaft, Industriekultur und Architektur –
Die Außenanlagen rund um die alte Bücherfabrik fügen zusammen was zusammengehört. Architektonisches grün – formal und einheitlich – betont in unmittelbarer Gebäudenähe dessen markante Architektur. Baumreihen leiten den Blick, schirmen ab und schaffen Räume. Der Hof bildet sich durch ein differenziertes, helles Pflaster zur Magistrale heraus und verspricht eine hohe Aufenthaltsqualität. Durch den freigelegten, tiefer liegenden Hof werden die im Untergeschoss befindlichen Büroräumlichkeiten mit Tageslicht versorgt und erhalten ebenfalls eigene Freibereiche. Die große, freie Sitz- und Erschließungstreppe verbindet die unterschiedlichen Höhenebenen und mündet im zentralen Platz mit seinem markanten Schornstein. Die vorhandene Stützmauer vom Höhenversprung wird mit dem gleichen Material wie die Parkhausfassade, zur Brüstung und Rankhilfe bekleidet. Im südwestlichen Freibereich des Wettbewerbsgrundstückes, welcher nun durch die Anordnung des Parkhauses autofrei bleibt, bilden Obstbäume und Wiesenflächen die Nahtstelle zur umliegenden Landschaft. Lediglich 8 Stellplätze für Mitarbeiter sind hier angeordnet und werden über die Hubertusstraße erschlossen, so dass keine weitere Lärmbelästigung erfolgt.
Die parallel verlaufenden Gebäuderiegel geben den Takt vor für den gestalteten Außenbereich, so dass in der Achsverlängerung durch die neue Anordnung Teile von Backsteinmauern, die auch als Sitzbank dienen können, diesen Bereich fassen. Für die Mauern wird das Material aus dem Abriss gewonnen und wiederverwendet. Die Grundmauern eines für den Abriss vorgesehenen Gebäudes bleiben erhalten und bilden als scheinbare Ruine einen autarken Außenraum, der für Outdoor-Events genutzt werden kann. Der Gartenraum selbst ist der gestalterische Höhepunkt des industriellen Grüns. Dieser ist geprägt von Pioniergehölzen wie mehrstämmigen Birken und Wildstauden, die innerhalb von Schotterflächen den Auftakt für das landschaftliche Grün ergeben.
Die Identifikation entsteht und Geschichte wird konserviert, Großbuchstaben als Stadtmobiliar laden einerseits zum Verweilen ein, andererseits sind sie ganzjährig markante Landschaftsobjekte.
An 12 Einzelstandorten bieten sie abwechslungsreiche Sitz- und Liegemöglichkeiten und verbinden sich zu dem Wort “BÜCHERFABRIK“.